Stärke: Warum wir alle mehr können, als wir glauben – Florian Wildgruber im Exklusivbeitrag

Florian Wildgruber steht auf der Bühne des Science-Slams in Frankfurt und grinst. Er ist ein lebensbejahender und fröhlicher Mensch, er lacht gerne. In diesem Falle aber hat er zur Erzeugung der guten Stimmung einen Kugelschreiber zwischen die Zähne geklemmt. Denn wer für sechzig Sekunden die Mundwinkel nach oben zieht, der schüttet Glückshormone aus und bewältigt Stress besser. „Der Stift zum Glück“ ist nur einer von vielen hilfreichen Anregungen, die der ehemalige Triathlet, Sportpsychologe, Buchautor und Coach zur Potenzialentwicklung von Mitarbeitern weitergibt. Sein Vortrag ist aufschlussreich, inspirierend und unterhaltend zugleich.

Ein Fisch ist nicht deswegen dumm, weil er nicht auf einen Baum klettern kann

Jeder Mensch kann mindestens eine Sache richtig gut. Davon ist Florian Wildgruber überzeugt. Geboren mit einer halbseitigen Lähmung und einer Hüftgelenksdysplasie waren seine Voraussetzungen für eine Karriere als Spitzensportler nicht unbedingt optimal. Dennoch überquerte er im Jahr 2016 in Kailua-Kona als Finisher die Ziellinie des härtesten Triathlons der Welt, des Ironman in Hawaii. Florian Wildgruber, der in seinem Umfeld immer eine entsprechende Unterstützung zur Ausbildung seiner Talente gefunden hat, konstatiert: „Zwar bin ich bei Wettkämpfen allein durchs Ziel gelaufen. Der Erfolg aber war immer das Ergebnis eines hinter mir stehenden Teams.“ Diese und andere Erfahrungen möchte er mit anderen Menschen teilen. Die Potenzialentwicklung von Mitarbeitern und ihre Teamfähigkeit werden vor dem Hintergrund der digitalen Transformation in Unternehmen zu erfolgsbestimmenden Faktoren. Florian Wildgruber erläutert, wie Erkenntnisse der Sportpsychologie dabei helfen können, eigene Potenziale zu erkennen, Ziele zu erreichen und mit Rückschlägen umzugehen.

Inspiration wirkt nachhaltig, Motivation nur kurzfristig

Wer wirklich für eine Sache brennt, der wird proaktiv an der Erreichung seiner Ziele arbeiten. „Inspiration“ nennt das Florian Wildgruber. Ein Arzt, der Menschen behandelt und keine Krankheiten, ist für ihn solch ein inspirierter Mensch. Im Gegensatz dazu ist die Motivation ein äußerer Anreiz, die uns situativ dazu bringt, etwas Bestimmtes zu tun. „Inspiration weckt die Leidenschaft, Motivation weckt den Schweinehund.“ fasst der ehemalige Triathlet zusammen und plädiert für das Erkennen von Sinnhaftigkeit im eigenen Tun. Mitarbeiter möchten darüber hinaus am Arbeitsplatz eine gute Zeit miteinander verbringen, wie eine inzwischen über 79 Jahre laufende Harvard-Studie belegt: Es sind qualitativ hochwertige Beziehungen, die uns glücklich machen, keine materiellen Güter. Ein exzellentes unterscheidet sich von einem guten Team durch das einander entgegengebrachte Vertrauen der Mitglieder. Florian Wildgruber ist überzeugt: „Vertrauen kann sich nur im direkten Austausch miteinander entwickeln. Durch den gehäuften Einsatz von E-Mails, Chatprogrammen oder Messenger-Diensten aber geht die Interaktivität der menschlichen Kommunikation verloren. Wir sollten diese Technologien daher mit Bedacht anwenden.“

Das Gehirn arbeitet leichter mit dem Tischtennisschläger in der Hand

Und noch etwas ist für den quirligen Mann mit den blitzenden Augen für gute Arbeitsergebnisse entscheidend. „Wer ab und an den Schreibtisch für eine gezielte Ablenkung verlässt und stattdessen z.B. den Tischtennisschläger in die Hand nimmt, arbeitet produktiver.“ Befragt man die erfolgreichste Suchmaschine der Welt danach, wie denn die Arbeitsplätze der eigenen Mitarbeiter aussehen, erhält man Büroansichten, die eher an Hotel-Lobbys oder Wohnzimmer erinnern. Von einigen milde belächelt, steckt hinter der kreativen Arbeitsplatzgestaltung eine simple Anwendung der Lernpsychologie: Das menschliche Gehirn arbeitet unter Bedingungen wie Spiel, Bewegung, Kunst und Musik nämlich am bereitwilligsten. Welche neuronalen Prozesse dafür verantwortlich sind und warum wir stärker sind, als wir glauben, erläutert Florian Wildgruber in seinem Vortrag auf den PM-Tagen 2020.

 

KURZBIOGRAFIE:

Florian Wildgruber hat Fitness-Ökonomie studiert und anschließend ein Masterstudium in Sport-Psychologie und Coaching erfolgreich abgeschlossen. Er ist Speaker, Buchautor und Lehrbeauftragter an Hochschulen. Seine persönliche Inspiration ist es, Menschen zu ermuntern, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ihr Potenzial zu nutzen. Dazu hält er Vorträge, Seminare und Workshops. Bis 2016 war er als Spitzensportler aktiv, brachte es zum Deutschen und zum Europa-Meister im Triathlon. Er war Ironman-Hawaii-Finisher 2016 und drei Mal Sportler des Jahres in Freising. #lebenstraumfänger

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